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21 Okt 2022

Allen alles werden, um einige zu retten

Seit Längerem bewegt mich die Lektüre von 1. Korinther 9,19-23.

Es war das erklärte Ziel von Paulus, Menschen für Jesus zu gewinnen und zu retten. Er verkündigte das Evangelium von Jesus Christus, seiner Menschwerdung, seinem Tod, seiner Auferstehung und seiner Herrschaft. Durch den Glauben an ihn werden Menschen gerettet. Dabei war sich Paulus sehr bewusst, dass diese Botschaft aneckt. Das zeigen seine Ausführungen am Anfang des gleichen Briefs: Die damaligen Juden verlangten Zeichen, die Griechen erwarteten Weisheit.

Trotzdem war es Paulus’ Anliegen, Vorurteile und Missverständnisse abzubauen. So hielt er sich an das Gesetz Moses, um die Juden zu gewinnen – obwohl er diesem Gesetz nicht mehr unterstellt war. Bei den Griechen, die das Gesetz nicht kannten, lebte er entsprechend nicht nach dem Gesetz – obwohl er unter dem Gesetz von Christus stand. Er wurde «allen alles, um einige zu retten».

 
 
Ich sehe in der heutigen Gesellschaft Spannungsfelder, die jenem von Paulus ziemlich ähnlich sind: progressiv und konservativ, links und rechts, städtisch und ländlich. Diese Gegensätze sind zwar pauschalisierend, aber in der Tendenz unübersehbar. Auch unter uns, in unseren Kirchen, sind diese Spannungsfelder zu finden. Deswegen ist die Haltung von Paulus höchst bedeutsam, weil sie uns hilft, Menschen entgegenzukommen und Brücken zu bauen, statt Gräben aufzureissen: Brücken nach links und Brücken nach rechts.

In diesen Spannungsfeldern orientieren wir uns nicht an den Polen, sondern an Jesus Christus selbst. Es ist uns wichtig, die Einheit in ihm zu suchen. Er repräsentiert Gottes Wesen und das Kommen seiner Herrschaft. Ein gewisses Mass an Dialektik bleibt uns dabei nicht erspart, denn Jesus hat sowohl progressiv-befreiende wie konservativ-bewahrende Züge. Lasst uns als Kirche immer wieder darum ringen, Christus zu erkennen und das Evangelium von ihm zu verkünden, um einige zu retten!