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story_anita
07 Jun 2022

Bewegt leben!

Ich war von meinem Typ her schon immer aktiv, und es ist mir wichtig, in der Gemeinde mitzuwirken, mitzutragen und mitzugestalten.

Meine ersten Wurzeln im Christsein liegen in der Heilsarmee. Ich war bei Freiversammlungen, Kinderstunden, Frauenstunden in Quartieren, Singen in Restaurants und Spelunken dabei und besuchte auch die Senioren. Das war mein Wochenprogramm. Als Heilsarmee-Offizierin war mein Leben mehr als bewegt.

Doch diese Zeit nahm ein abruptes Ende, als ich unverhofft einen Zusammenbruch erlitt. Im Inselspital Bern stellte man fest, dass ich keine aktive Hirnanhangdrüse habe. Das ist ein Defizit, das eine medikamentöse Behandlung erfordert und viel Sorgfalt in meiner Lebensführung verlangt. Mit dieser Diagnose ist es wichtig, dass ich möglichst wenig Stress ausgesetzt bin, da mein Körper Stress nur abbauen kann, indem er krank wird. Nun hiess das für mich, dass ich ein Leben auf Sparflamme führen muss oder gezwungen bin, mehr Medikamente einzunehmen. Dieser Umstand warf mich in eine Krise. Wie kann so noch ein bewegtes Leben mit und für Gott stattfinden? Wie kann ich so meinen Glauben noch aktiv ausleben?

In mir drängte sich die Frage auf, ob ich mit dieser Diagnose überhaupt noch zu gebrauchen sei. Da brachte Gott folgende Geschichte in meine Erinnerung zurück: Während einem Aufenthalt in Amerika half ich bei der Begleitung einer jungen, cerebral gelähmten Frau mit, die in jedem Punkt ihres Alltages auf Hilfe angewiesen war. Nur über ein Brett mit Buchstaben konnte sie sich mit ihrem Umfeld einigermassen verständigen. Auf diese Weise erzählte sie mir von ihren täglichen Gebetsstunden. Viele Menschen kannten sie und notierten auf speziellen Plakaten ihre Gebetsanliegen. Die junge Frau brachte diese Anliegen dann unermüdlich und mit grosser Passion und Treue vor den Herrn – Tag für Tag. So wurde sie zu einem grossen Vorbild für mich. Diese Frau, die in hohem Mass auf Pflege angewiesen war, erzählte mir, wie Gott sie für das Gebet brauche, und von den vielen Gebetserhörungen, die sie schon erlebt habe. Sie versicherte mir auch, wie geliebt sie sich von Gott fühlt.

Durch diese Erinnerung ist mir bewusst geworden, dass Gott mir trotz meinem «Manko» unzählige Gaben und Möglichkeiten geschenkt hat, ihm zu dienen, und das tue ich nun mit grosser Freude. Das Schönste ist, dass ich jeden Tag erlebe, wie er mir in seinem Wort begegnet, mein Herz hin zu ihm bewegt und mich tiefer in seine Nachfolge führt. Diese Momente sind die wichtigsten in meinem Leben. Genau dann passiert die wahre Bewegung von Gott, und daraus resultiert die fröhliche, glückliche, zufriedene Christin, die ich sein darf.