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kehrsatz
01 Mrz 2022

Chäsitz – mein Dorf

Vor drei Jahren entschied ich mich, mir nach 25 Jahren Arbeitstätigkeit ein Jahr Sabbatical zu gönnen.

Im Nachhinein war das eine der besten Entscheidungen meines Lebens und ein grosses Geschenk. Seit über zehn Jahren wohne ich mit meinem Ehemann in Winterthur, aufgewachsen sind wir jedoch beide in Kehrsatz bei Bern. Deshalb kam ich mich zum Entschluss, während meines Sabbaticals für einen Monat in meine alte Heimat und in die Nähe meiner Eltern und Schwiegereltern zurückzukehren. Ich besuchte an einem Sonntag die BewegungPlus in Bern und wurde darauf hingewiesen, dass ich auch einen Gottesdienst in der Quelle in Kehrsatz besuchen könnte. Eine Woche später wurde ich herzlich in der Quelle begrüsst, wo ein Anbetungsgottesdienst stattfand. Ich freute mich sehr, denn ich liebe Lobpreiszeiten, je ausgiebiger, desto besser! Doch bereits zu Beginn des ersten Lobpreisliedes fing ich an zu weinen, weil mir bewusst wurde, wie schlecht ich über «mein Dorf» gedacht und gesprochen hatte. Als 21-jährige, frisch ausgebildete Primarlehrerin zog ich in den Kanton St. Gallen und war froh, dass ich dieses «hässliche Dorf» endlich hinter mir lassen konnte. Ich war der Meinung, dass ich nie mehr dort wohnen würde, und verstand die Menschen nicht, die blieben, obwohl ich keinen triftigen Grund hatte, so über Kehrsatz zu denken. Als an diesem Sonntag die Anbetung erklang, wurde mir bewusst, dass es hier Menschen gibt, die, anstatt destruktive Worte auszusprechen, mitten in diesem Dorf zu Gott beten und sich wünschen, dass sich Gottes Reich in Kehrsatz ausbreitet. Das berührte mich tief, und ich erkannte, wie falsch meine Haltung war. Ich war froh, dass im Gottesdienst Gebet angeboten wurde, und so bat ich Gott um Vergebung für meine Einstellung. Zum ersten Mal in meinem Leben dankte ich Gott für dieses Dorf und betete für die Bewohner. Eine grosse Dankbarkeit erfüllte mich, weil hier eine Gemeinde ist, die Gott anbetet und seit Jahren treu dranbleibt, obwohl der Boden steinern ist, sie kämpfen und auch Rückschläge erleben müssen. Aber ich durfte im Gottesdienst auch erfahren, dass es immer wieder einen offenen Himmel über Kehrsatz gibt. Herzlichen Dank, liebe Menschen der Quelle, für jeden Seufzer und jedes Wort, das ihr zum Himmel schickt für Chäsitz! Inzwischen habt ihr mindestens eine Mitbeterin mehr.