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03_thomas
25 Jun 2021

Christliche Gemeinschaft zwischen Ideal und Wirklichkeit

«Wer seinen Traum von einer christlichen Gemeinschaft mehr liebt als die christliche Gemeinschaft selbst, …

… der wird zum Zerstörer jeder christlichen Gemeinschaft.» Dietrich Bonhoeffer

Die Jünger von Jesus lebten Tag und Nacht mit ihm zusammen und teilten alles miteinander, was sie hatten. So wurde die Gemeinschaft auch für die ersten Christen ein wichtiges Markenzeichen. Sie teilten alles miteinander, je nachdem, was jemand nötig hatte (Apostelgeschichte 2,42-45; 4,32-35). Gemäss Paulus ist jeder Glaubende ein Glied am Leib Christi, und es ist die Aufgabe der Glieder, einträchtig füreinander zu sorgen (1. Korinther 12,24-26). Was bedeutet das für die Gemeinschaft von uns Christen heute?

Christliche Gemeinschaft will mehr sein als der Besuch des Gottesdienstes und die Teilnahme an einer Kleingruppe, aber damit fängt es an. Wer sich bereits hier der Gemeinschaft entzieht, wird kaum an anderen Orten eine tiefere Ebene von Beziehungen finden. In Gottesdiensten und Kleingruppen werden Beziehungen ermöglicht und Grundlagen gegenseitiger Fürsorge gelegt. Hier lernen wir, einander zu vertrauen, uns zu öffnen und Freud und Leid zu teilen. Wer sich da voll «investiert», erfährt reale, wahre Gemeinschaft.

Gemeinsam ein Haus gebaut

Gleichzeitig kann sich daraus mehr entwickeln. Wir fanden drei andere «Parteien», mit denen wir zusammen ein Haus bauten, um Leben zu teilen und im Alltag füreinander da zu sein. An Warnungen fehlte es nicht: Eine zu enge Gemeinschaft führe zwangsläufig zu Enttäuschungen und Streit, gerade unter Christen mit ihren Idealvorstellungen. Rückblickend sind wir froh, dass wir nicht mit grossen Idealen in dieses Abenteuer starteten, sondern einfach neben- und miteinander wohnten und füreinander da waren. Es ergaben sich unterschiedliche und wechselnde Kombinationen gegenseitiger Unterstützung, in grosser Freiheit und Rücksichtnahme.

Mit den sozialen Medien und digitalen Kanälen kommen weitere Möglichkeiten dazu, wie Leben miteinander geteilt werden kann. Gerade in Zeiten von Corona sind sie hilfreich und unterstützend. Gleichzeitig sind ihre Grenzen deutlich geworden. Ohne reale, leibhaftige Gemeinschaft werden Menschen einsam, eigen und krank. Sie ist deshalb unersetzlich. Lasst sie uns als Gemeinden neu entdecken: im Gottesdienst, in Kleingruppen, Freundschaften und Lebensgemeinschaften. Wir wissen und erfahren, dass Gemeinschaft – gestiftet von Christus – eines unserer Markenzeichen ist.