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21 Okt 2022

Ein einsamer Baum auf einem Emmentaler Hügel

Schon seit Längerem beobachte ich im Gottesdienst ein Phänomen: Sobald der Worship beginnt, geht eine Welle der Bewegung durch die Besucher.

Es ist nicht eine Welle des Heiligen Geistes. Wir haben es hier mit einer Welle der selbstlosen Rücksichtnahme zu tun. Der «Stehend-Worshiper» will dem «Sitzend-Worshiper» nicht im Weg sein und weicht nach hinten aus. Nicht selten stehe ich dann vorne ganz allein und denke mir: Echt jetzt? Soll ich mich dem Sog nach hinten anschliessen? Bin ich aufmüpfig und rücksichtslos, wenn ich standhaft bleibe und in der dritten Reihe meinen Mitgeschwistern die Sicht auf die Folie versperre?

«Rück-Sicht» ist nach hinten gerichtet, sie macht sich Gedanken über die möglichen Folgen des eigenen Handelns für den Andern. Ein wichtiges biblisches Prinzip! Aber muss ich auf alles und jeden Rücksicht nehmen? Es sind philosophische Fragen, die sich mir während einer Worshipsession stellen. Ich komme zum Schluss: Genauso wie der sitzende Anbeter will ich als stehende Worshiperin meinen Blick nicht rückwärtsrichten, sondern aufwärts – Gott entgegnen. SEIN Angesicht suchend, vor SEINEM Thron stehend.

Deshalb, lieber Leser/liebe Leserin, solltest du mich mal irgendwo allein, wie ein Baum auf einem Emmentaler Hügel, zwischen lauter Sitzenden stehen sehen, dann ist es nicht, weil ich rücksichtslos sein will. Sondern weil mein Herz, egal ob sitzend, stehend oder liegend, unseren Herrn anbetet, ihm zugewandt mit allem, was ich habe – und dies selbst dann, wenn alle hinter mir denken: Echt jetzt?