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Labyrinth
21 Apr 2022

Ein Traum über (Un)Freiheit

Im Sommer 2021 kochten wir, wie so oft in den letzten Jahren, für das Smartcamp. Das ist ein besonderes Erlebnis, doch nach vielen Jahren als Jugendleiter fühlte es sich an, wie wenn ich an der Seitenlinie stehen würde.

Darum beschloss ich, mich wieder zurück zu wagen, weg von der Seitenlinie, zurück ins Feld. An einem Abend schrieb ich Simon Peyer, ob er noch jemanden wie mich im Kernteam fürs Smartcamp 2022 brauchen könnte, und ging zu Bett.

In dieser Nacht träumte ich etwas, das mich erwachen liess. Alles war so, wie als ich zu Bett ging: Neben mir schlief meine Frau tief und fest, meine Tochter ausnahmsweise auch. Ich konnte mich nicht bewegen: Es schien, als würde ich von einer Lawine erdrückt. Ich konnte zwar atmen, aber mich nicht bewegen. Ich versuchte zu sprechen, um meine Frau neben mir zu wecken, aber auch das wollte nicht klappen. In diesem Moment hörte ich ganz klar das Wort «Unfreiheit». Fühlt sich Unfreiheit so an, fragte ich mich. Kurz darauf erwachte ich, diesmal wirklich und schweissgebadet. Ich schlich mich aus dem Zimmer und wusch mir den kalten Schweiss ab. Aufgewühlt setzte ich mich ins Büro und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Ein Zusammenhang von meinem Traum mit dem Smartcamp schien mir klar, hatte ich doch vor dem Zubettgehen noch viel darüber nachgedacht. Unfreiheit – was hat das mit Teenagern mit Jahrgang 2006 zu tun? Sie haben doch alle Freiheiten, die man sich nur wünschen kann! Die Möglichkeit, jederzeit mit allen in Kontakt treten zu können, das Wissen der Welt an unseren Fingerspitzen. Doch als ich diesem Gedanken auf den Grund ging, zerbrach er Stück für Stück.

Der Postmodernismus hat unsere Gesellschaft stark erfasst. Das Fehlen eines Wertesystems (und die daraus folgende Abwesenheit von Leitlinien für ein gelingendes Leben) führt zu Orientierungslosigkeit. Alles ist erlaubt. Wie schwer muss es sein, sich jede Entscheidung im Leben selbst herbeiargumentieren zu müssen? Gleichzeitig werden uns im Internet die Probleme der Welt präsentiert – und lösen müssen wir sie, ganz egal, wie schwer sie sind. Wenn ich als Erwachsener diese Last schon kaum tragen kann, wie erdrückend muss sie sich für Teenager anfühlen?

Wie froh bin ich, dass ich den Gott kenne, der diese Last trug. Diese Last tragend, starb er am Kreuz und auferstand. Dank ihm kann ich meinen Platz in dieser Welt einnehmen und furchtlos in ihr agieren. Dank meinem Gott kann ich Lasten tragen, unter welchen ich sonst erdrückt würde. Das bedeutet es für mich, frei zu sein, und diese Freiheit möchte ich Teenagern zeigen, indem ich sie Gott etwas näherbringe. Ich wünsche mir, dass jede Person im Smartcamp in Gott seine Freiheit findet, neu entdeckt oder in ihr gestärkt wird. Keine verantwortungslose, billige, postmoderne Freiheit, sondern jene Freiheit, die uns befähigt, in dieser Welt zu agieren und dadurch etwas mehr Himmel auf sie zu bringen.

Der Jugendgottesdienst ist gleichzeitig ein Trainingsort für die Jungen. Hier können sie mutig eigene Ideen ausprobieren, im Bereich Worship, Hosting, Technik und Moderation mitwirken und in ihren Begabungen wachsen. Das Schönste für mich wäre, die Jungen aufblühen zu sehen, dass sie zunehmend in Ministrys und dem Kirchenleben Verantwortung übernehmen und auch im Gottesdienst am Sonntagmorgen involviert sind.