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19 Aug 2021

Franz von Assisi: Geteiltes Leben

Im Blog «Lernen aus der Geschichte» beleuchten wir inspirierende Beispiele aus der Kirchengeschichte.

Niemand hat in Sachen «Leben teilen» so radikal ernst gemacht wie Franz von Assisi. Dabei war für ihn klar, dass es immer in zwei Richtungen geht: Den Mitmenschen Anteil am eigenen Leben geben, aber auch vorbehaltlos das Leben der Mitmenschen teilen. Für den Mönch aus dem 12. Jahrhundert hatte dies zwei sehr konkrete Auswirkungen:

  1. Sich als Reicher einfach nur Gedanken über die Armen und deren Not zu machen, geht nicht, denn dieser Weg führt weder zu den Armen noch zu Gott. Deshalb entsagte Franz allem Besitz und teilte das Leben der Ärmsten und Vergessenen seiner Zeit. Für ihn war klar: «Der Weg zu Gott kann niemals am Menschen vorbeiführen … [und] nur im Armen können wir Gott etwas schenken.»
  2. Lange vor Greta Thunberg wusste er: Menschliches Leben gibt es nicht ohne die Schöpfung, in der wir leben. Deshalb hiess Leben zu teilen für ihn auch, Anteil am Leben der ganzen Schöpfung zu nehmen und sein Leben voll und ganz mit der Schöpfung zu teilen. Sein Sonnengesang übertrifft alles, was die Flower-Power-Bewegung der 1960er-Jahre hervorgebracht hat, und sein Umgang mit Tieren lässt selbst den WWF blass aussehen: In unzähligen Geschichten wird erzählt, wie die Tiere sich erst von Franziskus entfernten, nachdem er sie gesegnet hatte, oder wie er den Bienen im Winter Honig und Wein hinstellte, damit sie nicht umkommen.

Seine radikale Art, das Leben der Vergessenen, Ärmsten und der Schöpfung zu teilen, hat ihn in einer dunklen Zeit zum hellen «Antlitz von Jesus Christus» gemacht, das bis in unsere Gegenwart hineinleuchtet. So halten Franziskaner bis heute ebenso am Armutsgelübde wie an der Sorge für unser «gemeinsames Haus» (Schöpfung) fest.