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bewegt1_22_Glaubenseltern
13 Jun 2022

Glaubensväter und Glaubensmütter

Markus Bettler schreibt über das, was für ihn geistliche Elternschaft bedeutet, wie er sie selbst erlebt hat und wie er sie heute lebt.

Schon seit meiner Kindheit prägt mich die GfU, wie sich die BewegungPlus bis 2001 genannt hatte. In unserem Wohnzimmer fanden Gottesdienste statt und mein Vater leitete diese Stubenversammlungen. So waren meine leiblichen Eltern gleichzeitig auch meine Eltern im Glauben. Sie lebten mir die Nachfolge von Jesus vorbildlich vor und leiteten mich dabei an, wie man das Christsein im Alltag mit Freude und Begeisterung lebt.

Eines Tages kam der Pastor Werner Hofer auf unseren Bauernhof, weil es dort spukte und die Felder oft verhagelt wurden. Er löste einen Fluch, worauf diese beiden Phänomene aufhörten. Später wurde Werner Hofer zu meinem geistlichen Vater. Oft war ich mit ihm unterwegs, wenn er Befreiungsdienste übernahm oder für Kranke betete. Bis heute traf ich in der Schweiz niemanden, durch den mehr Befreiungen, Heilungen und andere Zeichen geschahen.

Er erzählte mir oft von seinem geistlichen Vater: Johann Widmer. Wenn wir an einen Ort fuhren, um für Befreiung zu beten, sagte Werner jeweils: «Johann Widmer würde jetzt sagen, dass die Dämonen ihn kennen und schon jetzt zittern. Du wirst staunen über das, was Gott tun wird.» Widmer hatte drei Bände mit dem Titel «Im Kampf gegen Satans Reich» geschrieben. Als ich von den gewaltigen Wundern und Zeichen las, verstand ich, wo Werner Hofer das gelernt hatte. Das gab er nun mir weiter, und auch ich war dazu beauftragt, es Menschen weiterzugeben, damit diese wiederum andere anleiten können.

Kranke Kühe und mobile Tische

Ein Bauer in Zweilütschinen erzählte uns, dass die Kühe auf der rechten Seite seines Stalls immer wieder krank wurden. Auch er selbst wurde oft von Krankheiten heimgesucht. Darauf brach Werner einen Fluch über dem Bauernbetrieb und schickte die Mächte der Krankheit weg. Da krachte es im Gebälk und der Bauer und die Kühe wurden umgehend gesund.

Ein anderes Mal rief uns eine Frau aus Steffisburg an, deren Tisch sich in der ganzen Küche umherschob. Die Frau erklärte uns, sie habe die Gabe des «Tischlirückens», aber jetzt hätte sich der Tisch selbständig gemacht. Als wir eintrafen, öffnete Werner Hofer die Küchentür und gebot im Namen von Jesus, dass der Tisch ruhig sein solle. Sofort blieb er still. Anschliessend durften wir die Frau zu Jesus führen und gerade einige Kisten voller okkulter Bücher entsorgen.

Bei diesen und vielen anderen Erlebnissen beeindruckte mich besonders, dass Werner stets bei den Leuten nachfragte, ob die Heilung bzw. Befreiung auch anhaltend war. War das nicht der Fall, gingen wir nochmals hin, beteten erneut und begleiteten die Leute weiter. Seit Werners Tod hat sich sein Dienst der Heilung und Befreiung multipliziert. Viele Leute in unserer Kirche führen ihn weiter, und beinahe wöchentlich höre ich, dass sie Heilungen und Befreiungen erleben, wenn sie für Leute beten.

Multiplikation

Genauso wie biologische Eltern brauchen wir eine geistliche Mutter oder einen geistlichen Vater. Denn wie Eltern für die Entwicklung eines Kindes entscheidend sind, sind geistliche Eltern für die Entwicklung unseres Glaubens wichtig. Menschen werden erst mit eigenen Kindern zu Vätern oder Mütter. Genauso werden wir erst zu geistlichen Eltern, wenn Gott uns Jünger anvertraut. Wenn wir jemanden zu Jesus führen, sind wir für diese Person verantwortlich. Erst dann lernen wir, wie aus einem geistlichen Kind ein geistlicher Jugendlicher und schliesslich ein geistlicher Erwachsener wird. Menschen zu Jüngern zu machen ist der zentrale Auftrag, den Jesus uns gegeben hat.

Elia und Elisa

In der Bibel gibt es verschiedene Beispiele von geistlicher Vater- oder Mutterschaft. Eines sehen wir bei Elia und Elisa. Vermutlich stand Elisa auf dem Berg Karmel und sah, wie Elia einen Altar aufbaute, der die zwölf Stämme Israels symbolisierte. Elisa war zutiefst berührt, als er sah, wie Feuer vom Himmel auf den Altar fiel. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich wünschte, mit diesem Mann in Kontakt zu kommen. Als Elia später eine tiefe Offenbarung über Vaterschaft und Jüngerschaft erlebte, sagte ihm Gott, dass er Elisa zu seinem Nachfolger salben solle. Darauf ging er nach Israel zurück und fand Elisa dort: «Elisa pflügte gerade ein Feld. Vor ihm her gingen elf Knechte mit je einem Ochsengespann, und er selbst führte das zwölfte und letzte Gespann. Elia kam ihm über das Feld entgegen, warf ihm seinen Mantel über die Schultern und ging weiter.»[1]

Der Mantel symbolisiert den Dienst, den Elia von Gott empfangen hatte. Elia rief Elisa damit zur Nachfolge auf, um dieselbe Salbung zu empfangen, die er selbst hatte. Jüngerschaft hat damit zu tun, seine eigenen Bedürfnisse zurückzustecken und radikal Gott nachzufolgen. Es ist die Bereitschaft, von einem geistlichen Vater oder Mutter zu lernen und das zu tun, was Gott möchte. Bis zu diesem Zeitpunkt handelte Elia alleine. Nun aber wollte er seinen Dienst gemeinsam mit Elisa tun, damit dieser von ihm lernen konnte. Für Elisa war es vermutlich nicht ganz einfach, mit Elia unterwegs zu sein. Elia war eine herausfordernde Persönlichkeit und kein Diplomat. Mehrmals hatte er schon den König zurechtgewiesen und tödliches Feuer vom Himmel fallen lassen. Leiterpersönlichkeiten sind selten perfekt, aber oft haben sie etwas von Gott, wovon wir lernen können. Elisa wusste, dass durch Elia Essensvermehrung und Totenauferweckungen geschehen waren.

Gegen Ende von Elias Lebens wollte sein Schüler unbedingt die Salbung von seinem geistlichen Vater empfangen. Als dieser ihn vor ihrem Abschied nach einem Wunsch fragte, antwortete Elisa: «Ich möchte als dein Schüler und Nachfolger doppelt so viel von deinem Geist bekommen!»[2] Nachdem Elia im Sturm in den Himmel gehoben wurde, empfing Elisa denn auch tatsächlich die gewünschte doppelte Salbung. Als er wieder zurück nach Israel wollte, stand er vor dem Jordan, wo es heisst: «Elisa nahm den Mantel, der Elia entfallen war, und schlug ins Wasser und sprach: Wo ist nun der HERR, der Gott Elias?, und schlug ins Wasser. Da teilte es sich nach beiden Seiten, und Elisa ging hindurch.»[3]

Elisa empfing einen furchtlosen Geist und Vollmacht. Im Buch Sirach heisst es über ihn: «Als Elia im Feuersturm zum Himmel fuhr, kam sein Geist auf Elisa. Zu seiner Zeit erschrak er vor keinem Herrscher, und niemand hatte Gewalt über ihn.»[4] So ist es bei geistlicher Vaterschaft und Mutterschaft. Durch Jüngerschaft entsteht etwas Furchtloses, weil eine geistliche Mutter oder ein geistlicher Vater hinter uns steht. Was Elisa bei Elia erlebt hatte, verstärkte sich nach ihm noch weiter. Im ganzen Land baute er Prophetenschulen auf und investierte sich in diese. Sie sahen bei Elisa noch grössere Wunder als zuvor bei Elia. Hier einige Beispiele (angegebene Stellen aus dem 2. Buch der Könige):

  • Er macht schlechtes Wasser einer Stadt rein (2,19)
  • Er empfängt eine Offenbarung während des Lobpreises (3,15)
  • Er vermehrt das Öl einer Witwe (4,2)
  • Er erweckt einen Knaben vom Tod (4,33)
  • Er macht vergiftetes Essen gesund (4,38)
  • Er heilt einen Aussätzigen (5,10)
  • Er bringt ein Eisen zum Schwimmen (6,5)
  • Er kennt die Pläne der feindlichen Armee (6,12)
  • Er öffnet seinem Diener die Augen für das Unsichtbare (6,17)
  • Er lässt eine feindliche Armee erblinden (6,18)
  • Ein Toter wird auferweckt (13,20)

Dieses gewaltige Wirken Gottes beeinflusste das ganze Land und machte sogar den König zu einem Jünger von Elisa . Als Elisa im Sterben lag, kam der König Joasch  und sagte zu ihm: «Mein Vater, mein Vater! Du Wagen Israels und seine Reiter!»[5] Joasch wusste, dass er keine Autorität hätte, wenn Elisa, sein geistlicher Vater, nicht im Gebet für ihn kämpfte. Mit der Anrede «mein Vater» drückte er aus, dass er sich dem Propheten unterordnete. Er anerkannte Gottes Vollmacht im Leben von Elisa. Wagen und Reiter waren damals in der Armee entscheidend, um Kriege zu gewinnen. Solange Elisa lebte, gewann Joasch jede Schlacht, weil er seinem geistlichen Vater vertraute und dessen Anweisungen ernst nahm.

Eine Kultur der Jüngerschaft

Wie wir Vater und Mutter ehren sollen, so wollen wir unsere geistlichen Väter und Mütter ehren, die uns in der Jüngerschaft anleiten. Der Segenstrom fliesst vor allem durch ein demütiges und lernbereites Herz. Meine persönlichen Leiter sind Thomas Eggenberg und Pastor Bert Pretorius aus Südafrika. Würde ich diese Beziehungen abschneiden, fehlte mir eine grosse Portion Ermutigung, Unterstützung, Begleitung, Ermahnung und Schutz. Deshalb will ich mich weiter als Jünger unterweisen lassen. Ich habe nur Autorität, in das Leben von anderen Menschen hineinzureden, wenn ich meine Leiter in mein Leben hineinreden lasse.

Als wir in der Gemeinde Spiez vor 15 Jahren mit Jüngerschaft begannen, konnte ich mir noch nicht ausdenken, wie wunderbar die Auswirkungen sein würden. Viele entwickelten sich zu geistlichen Vätern und Mütter, weil sie sich in Jünger investierten. Unscheinbare Gemeindeglieder fingen an, ihre Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunde zu Jesus zu führen und diese zu Jünger zu machen. Weil sie Verantwortung für diese übernahmen, wuchs ihr eigener Glaube. Sie lernten durch das Umsetzen von Gottes Wort viel mehr, als wenn sie dieses Wort nur gehört hätten. Es besteht ein riesiger Unterschied zwischen Christen, die das Wort Gottes nur hören, und solchen, die es tun.

Heute ist ein grosser Teil der Gemeindeglieder in Kleingruppen integriert. Selbst während der Corona-Pandemie wuchs die Gemeinde ständig, weil die Gemeindeglieder unaufhörlich Menschen für Jesus gewannen und diese zu Jünger machten. Selbst Teenager wurden schon zu geistlichen Vätern und Mütter, indem sie ihre Schulfreunde für Jesus gewannen und sie zu Jüngern machten. So lernten sie, wie man die Bibel liest, betet, die Stimme des Heiligen Geistes hört, das Böse überwindet und im Glauben wächst. Indem sie in andere investieren, wachsen sie selbst im Glauben und werden zu Glaubensväter und Glaubensmütter. Das Alter spielt dafür keine Rolle.

Ich wünsche mir die BewegungPlus voller geistlicher Eltern, die Menschen zu Jesus führen und zu Jünger machen. Ohne meine geistlichen Väter Werner, Thomas und Bert wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Gott sei alle Ehre, dass er uns Glaubensväter und -mütter gegeben hat, die uns helfen, selbst Glaubensväter und Glaubensmütter für andere zu werden!

[1] 1. Könige 19,19

[2] 2. Könige 2,9

[3] 2. Könige 2,14

[4] Sirach 48,12

[5] 2. Könige 13,14