«Gott, was hast du im Sinn?»
Die Frage, ob die eigene Gemeinde eine Zukunft hat, fordert heraus. In Reinach wurden leerstehende Räume zu einem Segen und ermöglichen neues Leben.
Die BewegungPlus Reinach ist eher klein, mit einem grossen Anteil an Mitgliedern in höherem Alter. In den letzten Jahren wurde die Frage drängender, ob es für uns eine Zukunft gibt. Doch wir behielten den Glauben und die Hoffnung, dass Gott uns einen neuen Aufbruch schenken kann. Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, entschieden wir uns, unsere kaum gebrauchten Nebenräume zu nutzen, um Flüchtlinge aufzunehmen. Wir erstellten ein Konzept, klärten den Bedarf bei der zuständigen Stelle der Stadt und organisierten die nötigen Möbel. Doch leider wurde uns niemand zugeteilt; das Kontingent für Reinach war bereits erreicht. So standen die Räume den ganzen Sommer und Herbst über leer, und es drängten sich immer mehr Fragen auf: Gott, haben wir dich falsch verstanden?
Dann erhielten wir im Spätherbst die Ankündigung, dass Reinach eine grosse Familie aus dem Iran zugeteilt würde. Es seien Christen; die würden gut zu uns passen, fand die Flüchtlingsverantwortliche. Daraufhin ging alles schnell, und die Familie aus sechs Erwachsenen und drei Kindern zog bei uns ein: Eine grosse Veränderung für uns alle! Da ist ihre grosszügige Gastfreundschaft, die wir geniessen, zu der wir aber manchmal auch Nein sagen müssen. Sie lernen dafür, unsere manchmal distanzierte, von Terminen bestimmte Zielstrebigkeit zu akzeptieren. Die grösste Herausforderung ist die sprachliche Verständigung, aber Gott schenkt uns allen die Bereitschaft, uns aufeinander einzulassen. Unsere Gottesdienste sind zweisprachig geworden, was uns organisatorisch herausfordert. Aber im gemeinsamen Feiern erleben wir jedes Mal ein Stück Himmel und himmlisch ist auch das Zusammensein bei feinen iranischen Mahlzeiten. Unser Gemeindealltag hat sich sehr verändert. Die Entwicklung ist belebend und motivierend – wir sind gespannt, was daraus wird!
