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04 Aug 2020

Gottesdienst – 1.0 (analog) – 2.0 (digital) – 3.0 (?)

Wir befinden uns ja vermeintlich in der Phase n.C. (also nach Corona), und doch ist es noch nicht vorbei.

Das Kerngeschäft unserer Gemeinde, der Gottesdienst 1.0, wurde uns von einem Tag auf den anderen von unserer Regierung verboten. Doch ist er überhaupt unser Kerngeschäft?

Während sich die einen zum Kampf rüsteten (Kirchen sind systemrelevant) und andere ihr Glück kaum fassen konnten (endlich muss ich nicht mehr mithelfen), gab es auch diejenigen, die sich freuten, dass es ein Problem zu lösen gibt.

Bei uns in Gstaad besitzt einer der Tontechniker ein eigenes Studio, das schon fast vollständig für einen Livestream ausgerüstet war. In knapp einer Woche hatten wir vom analogen, regionalen zum digitalen, internationalen Gottesdienst umgestellt. Der Livestream wurde gut besucht, sowohl von Gemeindemitgliedern als auch von Aussenstehenden. Rückmeldungen erhielten wir aus diversen Kantonen und sogar aus Deutschland. Auch die Landeskirche bewarb unseren Livestream, und so wurde unser Gottesdienst 2.0 von weit mehr Menschen gesehen, als dies in unseren Räumlichkeiten möglich gewesen wäre. Schnell hatte man sich an die neue Situation gewöhnt, und das Problem fehlender Mitarbeiter für die analogen Gottesdienste hatte sich elegant gelöst.

Im Juni hiess es jedoch plötzlich wieder: Gottesdienste planen, Mitarbeiter suchen, am Sonntag zeitig aufstehen und sich hübsch machen. Bei der Ankunft wurde einem aber klar: Es war nicht «normal», wie früher. Abstandsmarkierungen, Desinfektionsmittel, einen Stuhl freihalten zwischen Personen nicht gleichen Haushalts, eintragen in eine Liste und die freundliche Aufforderung am Ende, den Saal so rasch wie möglich wieder zu verlassen.

Wie lange uns diese kleineren und grösseren Änderungen begleiten, weiss niemand. Zwei Fragen lassen mich jedoch nicht mehr los: Ist der Gottesdienst wirklich das Kerngeschäft unserer Gemeinde? Und was beinhaltet überhaupt der Gottesdienst? Was dies konkret bedeutet, wissen wir noch nicht genau, wollen aber offen sein für Neues. In folgende Richtungen denken wir weiter:

  • Als Gemeindeleiter ist es mir wichtig, nur dort unser Angebot wieder hochzufahren, wo sich Menschen mit Leidenschaft investieren. Dies führt wohl zu Ausfällen, Veränderungen und dazu, dass gewohnte Dinge beendet werden.
  • Im Zentrum ist die Frage: Dienen wir Gott, oder will er nicht viel eher uns dienen im Gottesdienst? Sonst müsste es doch Menschendienst heissen. Und vielleicht sollten wir ja gerade den Menschen dienen, weil Gott uns dient?!
  • Dies würde auch bedeuten, dass hörende, stille Elemente einen ganz neuen Stellenwert bekommen – anstelle des bisher eher unterhaltenden Programms.

Ich bin gespannt wie sich der Gottesdienst 3.0 n.C. weiterentwickeln wird.