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3_thun
12 Apr 2021

In der Welt, aber nicht von der Welt

In meiner Jugend waren die beiden «Lager» noch klar definiert.

Hier die gute Gemeinde mit den guten Gläubigen, unterwegs auf dem schmalen Weg in den Himmel. Dort die böse Welt und die bösen Ungläubigen, unterwegs auf dem breiten Weg ins Verderben.

Gefragt waren eine klare Entscheidung für Gott und die Trennung von der Welt, um die Reinheit in Lehre und Leben zu bewahren. Doch schon damals war uns (und unseren Vorgängern) bewusst, dass diese strikte Trennung gar nicht möglich ist. Wir lebten ja in der Welt und wollten sie auch lieben und für das Evangelium gewinnen. Bei genauerem Hinsehen stellten wir zudem fest: Auch in der Kirche gibt es Böses, und in der Welt gibt es Gutes. Macht eine Unterscheidung von Kirche und Welt überhaupt Sinn? Sollen wir nicht vielmehr die Welt «umarmen»?

Die Schreiber des Neuen Testaments waren zumindest kritisch. «Liebt nicht die Welt und was in ihr ist. Wer die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater nicht» meinte Johannes. Oder Jakobus: «Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist?» Auch Paulus – «Beugt euch nicht mit den Ungläubigen unter ein Joch» – und selbst Jesus – «Weil ihr nicht von der Welt seid, … darum hasst euch die Welt» – beschrieben die Verbindung zwischen Kirche und Welt als spannungsgeladen.

Nach Jahren hat sich meine Überzeugung geformt: Unser Orientierungspunkt ist nicht die Welt, von der wir uns dann absondern und abheben müssten. Vielmehr finden wir ihn in Jesus und seinem Reich. Er war nicht gegen die Welt, sondern liebte sie – so sehr, dass er sein Leben für sie hingab. Er kam nicht, um sie zu verurteilen, sondern um sie zu retten. Doch wenn wir nach seinem Reich trachten, können wir in Gegensatz zur Welt mit ihren Werten geraten. Wir leben (hoffentlich) im Kontrast zu ihrer Gier, ihrem Egoismus, ihrer Ungerechtigkeit, ihrer Masslosigkeit, ihrer Gottlosigkeit oder ihrer Gewalttätigkeit. Da gilt auch heute: Liebt nicht die Welt und was in ihr ist!

Gleichzeitig ist diese Welt nicht ein einheitlicher «Block», sondern mitgeprägt durch jüdisch-christliche Werte wie Nächstenliebe, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Freiheit, Versöhnung. Deshalb leben wir nicht nur im Kontrast, sondern auch in Partnerschaft und Gemeinschaft mit der Welt. Jesus ist das Licht der Welt, und in seiner Nachfolge sind wir es auch. Lassen wir unser Licht in der Welt scheinen, als Einzelne und als Kirche – und überlassen wir die Welt nicht sich selbst!