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getragen
20 Dez 2022

In schweren Zeiten von Gott getragen

2020 verlor ich innert sieben Monaten unerwartet meine Mutter und meinen Ehemann. Doch gerade in dieser schweren Zeit schenkte mir Gott eine Möglichkeit, mit diesen schwierigen Erfahrungen anderen Menschen weiterzuhelfen.

Zuerst fühlte ich mich wie in einem unschönen Traum, aus dem ich bald erwachen würde, aber es war Realität. Meine Kirche, in der ich mich schon viele Jahre engagiere, wurde mir zu einem besonderen Segen. In meiner Fassungslosigkeit und Trauer schöpfte ich durch das Gebet und den Worship Kraft und durfte Gottes Hilfe übernatürlich erfahren. Durch Gespräche mit ermutigenden Worten erhielt ich viel Zuspruch. Mitten in dieser schweren Zeit wurde mir völlig unerwartet, trotz Corona und meinem nicht mehr jungen Alter, eine Teilzeitstelle in einem Arbeitsintegrationsprogramm angeboten. Meine Aufgabe würde darin bestehen, Arbeitssuchende aus anderen Kulturen in der deutschen Sprache zu fördern. Ich hatte zwar schon seit zwanzig Jahren eine Teilzeitstelle im Migrationsbereich und engagierte mich zudem an verschiedenen Orten ehrenamtlich. Vorher war ich fast zwanzig Jahre in der Politik tätig gewesen. Aber dieser Job interessierte mich sehr, und ich nahm die Stelle gerne an. Um mir das fehlende Know-how anzueignen, liess ich mich vorgängig von einer Lehrerin coachen. Ich spürte vom ersten Arbeitstag an, dass es mir grosse Freude bereitet, Menschen in einem Prozess zu fördern. Tatsächlich war das ein Wunsch, den ich schon länger in mir getragen hatte.

Nun unterstütze ich Schweizer und Migranten auch im Bewerbungsbereich, schreibe mit ihnen Lebensläufe und verfasse Motivationsschreiben. Dann suchen wir zusammen Arbeitsstellen. Ich bin jeweils berührt, wenn eine Person, die ich unterstütze, eine Stelle findet. Und wenn jemandem aufgrund der persönlichen Situation die Tränen kommen, kann ich gut mitfühlen, weil ich selbst durch tiefe Täler gegangen bin. Ich nutze dann die Möglichkeit, diesen Menschen etwas Gutes zuzusprechen und sie zu ermutigen. Mit einer tiefen Erfüllung kehre ich am Abend jeweils nach Hause zurück. Diese Tätigkeit ist zu meinem Traumjob geworden. Unterdessen wurde mein Pensum bereits mehrmals erhöht. So durfte ich erfahren, dass Gott mich auch finanziell versorgt. Ich darf meinen Traum leben und erhalte dafür sogar Lohn – war für ein Geschenk!

Im Jugendalter hatte ich in meinem Zimmer eine Tafel mit dem Vers aus Römer 8,28 aufgehängt: «Denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten.» Das durfte ich in den letzten Jahren, die ich immer noch am Verarbeiten bin, auf eindrückliche Art und Weise erfahren.