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20-schlusslicht
19 Aug 2021

Versionskonflikt

Das Wort schnappe ich am Zmorgetisch auf und lasse mir die Wortschöpfung auf der Zunge zergehen.

V-e-r-s-i-o-n-s-k-o-n-f-l-i-k-t. Der Kontext ist eine komplizierte Statistik, die allerlei Kopfzerbrechen bereitet. Meine Gedanken verbinden dieses Wort mit völlig anderen Zusammenhängen – die Gedanken sind frei.

Tatsächlich gibt es verschiedene Versionen von mir. Die Überzeugte. Die Unsichere. Die Gelassene. Die Unzufriedene. Die Fröhliche. Und deren viele mehr. Eben habe ich in meiner Zeit mit Gott mein Herz ausgeschüttet – ein Treffen vom Vortag beschäftigt mich mehr, als mir lieb ist. Es ist dieses schmerzlich-nagende Empfinden, dass ich nicht gesehen wurde. Meine Fähigkeiten im wahrsten Sinne des Wortes übersehen wurden. Und damit auch mein Einsatz für diese eine Sache. Unter den verschiedenen Romi-Versionen wäre das die «Nicht-Gesehene» oder «Übergangene». Und diese steht im Konflikt zu anderen Versionen. Eben: ein Versionskonflikt.

«Wer bin ich?» hat schon Dietrich Bonhoeffer gefragt. Bin ich der, für den mich mein Umfeld hält? Kämpferisch, souverän. Bin ich der Ängstliche, sich Hinterfragende? Die Frage gipfelt im Satz: «Wer ich auch bin, dein bin ich oh Gott.» Oder wie Bruder Paulus schon schrieb: «Was ich bin, bin ich durch die Gnade des Herrn …»

Nun liegen die Fakten auf dem Tisch und es gilt, die Gedanken mit dieser Wahrheit zu konfrontieren, Dinge zu analysieren und letztlich am Kreuz zu deponieren. Loslassen. Der Paulussatz aus 1. Korinther 3,15 hat noch einen zweiten Teil: «… und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen.»