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3_Arche
04 Feb 2021

Wer nachfolgen will, muss hinschauen

Wenn eine Fee deinen Weg kreuzen und dir drei Wünsche gewähren würde, welche wären das?

Bischof Richard von Chichester hätte einen Vorschlag. 

Doch zuerst etwas ganz anderes: Da seit einiger Zeit die Achtzigerjahre ein Revival feiern, bereite ich mich schon auf das Hipp-Werden der Neunziger vor. So habe kürzlich ich ein Musikalbum aus meiner Teenager-CD-Sammlung ausgegraben: «Jesus Freak» von DC Talk. Teil davon ist das Lied Day by Day, das auch drei Wünsche formuliert – nicht an eine gute Fee, sondern an Gott:

  • May I know Thee more clearly
  • Love Thee more dearly
  • Follow Thee more nearly.

Gott klarer sehen, tiefer lieben, enger nachfolgen. Die drei Wünsche passen nicht nur sprachlich (auf Englisch) zusammen. Sie haben auch eine innere Verbindung und bewusste Reihenfolge, und gerade darin zeigt sich ein verletzlicher Punkt meiner persönlichen Nachfolge.

Die Gefährdung

Am Anfang der Nachfolge steht das Sehen von Jesus Christus. Ohne dieses wird sie schnell zu einer technischen Sache, die durchaus leidenschaftlich sein kann, aber hauptsächlich von zweifelhaften Motiven genährt wird. Gerade wir Pastoren scheinen hier besonders gefährdet zu sein. Der Drang zum Machen lockt mit einer Abkürzung. Wo sind in unserem Alltag Fenster, um Jesus Christus einfach anzuschauen? Es gab entscheidende Momente in meinem Leben, wo Gott mir einen Blick auf seine Schönheit – oder zumindest einen Schatten davon – schenkte. Diese Momente beleuchten bis heute meinen Weg in den Fussstapfen seines Sohnes. Gleichzeitig wecken sie Sehnsucht, noch mehr von diesem Jesus zu sehen, ihn besser zu erkennen, tiefer zu bestaunen.

Raum zum Sehen

Eine neue Quelle des Sehens hat sich mir vor drei Jahren erschlossen. Im Rahmen eines Gebetsexperiments trafen wir uns wöchentlich früh am Morgen in unserer Lokalkirche zum Beten einer kurzen Morgenliturgie. Rasch spürte ich, wie deren Worte meinen Blick auf Gott richteten. Ausserdem liess sie Raum für einen Abschnitt der Bibel mit anschliessender Stille: Zeit fürs Sehen. So kam es, dass diese Morgenliturgie weit über die Gebetstreffen hinaus zum festen Teil meines Alltags und zu einer der Hauptquellen meines Hinsehens wurde und seither meine Nachfolge nährt.

Dass die Verbindung von Sehen und Nachfolge nicht nur ein «Furz» der Neunziger war, zeigt mir, dass das Gebet aus dem DC-Talk-Song nicht nur seit 30, sondern bereits seit rund 800 Jahren so gebetet wird. Damals hatte es nämlich besagter Bischof zur täglichen Formulierung seiner drei Wünsche gemacht.