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zufrieden+hungrig
23 Nov 2023

Zufrieden UND hungrig

In der Beziehung mit Gott ist nicht immer alles im Gleichgewicht, nicht immer ist alles ausnivelliert. Das ist auch in Ordnung so.

Denn wenn wir keine Spannung mehr erleben, ist unser Leben langweilig und unser Glaube wohl zu klein. Nichtsdestotrotz brauchen wir auch das Erleben von Zufriedenheit, Angenommensein und einer inneren Ruhe. Doch wie geht das?

Es gibt unumstössliche Wahrheiten und an denen brauchen wir nicht zu rütteln. Dass Jesus für uns gestorben und auferstanden ist, um uns von unserer Schuld zu befreien, ist eine solche Grundwahrheit. Oder dass der Heilige Geist in uns lebt. Viele dieser Grundwahrheiten sind in unserem Glaubensbekenntnis festgehalten.

Theologische Spannungsfelder

Es gibt aber auch Spannungsfelder, die zwischen zwei wahren Polen entstehen. In diesem Fall behält eine gesunde Nachfolge von Jesus beide Pole im Auge und bewegt sich im Gleichgewicht. Ein Beispiel: Jesus nennt seine Jünger Freunde und nicht mehr Diener (Johannes 15,14). Doch eben diese Freunde bezeichnen sich später in den Briefen als «Diener Christi» (2 Petrus 1,1; Offenbarung 1,1). Selbst wenn wir die Freunde von Jesus sind, bleiben wir auch immer seine Diener. Zwei Wahrheiten, die wir im Gleichgewicht halten müssen. Wir begegnen im christlichen Glauben vielen weiteren solchen Spannungsfeldern, zum Beispiel zwischen Gnade und Wahrheit, zwischen Errettung durch Glauben und einem Glauben, der sich in Werken zeigt, und vielen mehr.

Auch die Vision unsere Bewegung nimmt ein Spannungsfeld auf: «Reich Gottes kommt durch uns in die Welt.» Das Reich Gottes ist die Dimension des Himmels, die sich durch uns auf dieser Erde etabliert. Doch nicht überall sehen wir einen Durchbruch von Gottes Reich. In diesem Spannungsfeld bewegen wir uns ständig. Auf der einen Seite hören wir von Geschichten, wie Menschen geheilt werden, Gott übernatürlich versorgt oder Menschen Jesus persönlich kennen lernen, und wir sehnen uns von Herzen danach, dass dies auch in unserem Leben geschieht. Gleichzeitig sehen wir in der Realität, dass sich nicht alle für Jesus entscheiden oder geheilt werden und dass es Menschen gibt, deren Not bestehen bleibt.

Wer passt sich an?

Hier ist die Gefahr gross, dass wir in eine Unzufriedenheit geraten und die Situation akzeptieren, wie sie ist. Die Versuchung ist gross, unsere Kraftlosigkeit zu begründen. Dazu gibt es eine Vielzahl an kreativen Möglichkeiten. Ich möchte dazu ermutigen, dass wir unseren Mangel am Erleben von Gottes Reich – namentlich von Menschen, die sich Gott zuwenden, Heilungen und Befreiungen — nicht erklären, sondern dass wir unsere Knie beugen und Gott suchen, bis er sich finden lässt. Das Reich Gottes drückt sich durch Kraftwirkungen aus. Paulus schrieb den Christen in Rom, dass er die anderen Völker durch sein Tun und Handeln für Christus gewonnen hatte, und zwar durch die Wunder, die dank der Kraft des Heiligen Geistes durch Paulus geschahen. Auf diese Art und Weise lebte und wirkte er.

Dieses Spannungsfeld, dass wir Gottes Wirken nur stückhaft erleben, dürfen wir nicht auflösen, indem wir die Bibel entsprechend auslegen, sondern es ist an uns, Gott zu suchen und zu glauben, dass er immer noch derselbe ist, wie ihn uns die Bibel beschreibt.

Hunger UND Dankbarkeit

Wie können wir gesund damit umgehen, dass wir nicht alles erleben, wovon die Bibel berichtet? Wenn wir innerlich fast zerbrechen, weil wir zu wenig erleben, ist das über die Länge schädlich. Wir brauchen ein Gleichgewicht zwischen Hunger und Dankbarkeit. Wir können für das dankbar sein, was Gott bereits getan hat. Dankbarkeit beginnt beim Kreuz, bei der Erlösung. Sie geht weiter über das tägliche Erleben von Gottes Versorgung, Schutz, Leitung und Fürsorge. Es kann lohnenswert sein aufzuschreiben, wie und was für Wunder Gott in unseren Leben bereits getan hat. So entwickeln wir Dankbarkeit und strecken uns gleichzeitig nach mehr von Gottes Wirken aus. Und so gelingt es uns auch, dass sich Dankbarkeit und Hunger in einem Gleichgewicht halten.