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29 Nov 2022

Ein Hoch aufs Vergessen!

Worum ging es in der Predigt vom letzten Sonntag? Über 90 Prozent dürften keinen blassen Schimmer haben. Eine #amendazu!-Kolumne

Mit viel Anstrengung fällt uns vielleicht die absurde Illustration des Pastors wieder ein, wobei im Dunkeln bleibt, was damit hätte illustriert werden sollen. Für jene armen Seelen, die Stunden an Vorbereitung und Hektoliter an Herzblut investiert haben, birgt diese Vergesslichkeitsquote höchstes Frustrationspotenzial. Wozu die ganze Mühe, wenn nach ein paar Stunden kein Meerschweinchen mehr weiss, worum es ging?! Ähnlich geht es der Kigo-Leiterin, die beim Semesterrückblick das Fussballspielen und die während des Lieds gerissene Saite der Gitarre aufgezählt bekommt, während ihre mit Sorgfalt vermittelten Kernbotschaften nur amnesiehaftes Schulterzucken auslösen.

Hinter dieser Frustration steckt die Überzeugung, dass vor allem das Relevanz hat, woran wir uns erinnern. Ich zweifle diesen Zusammenhang je länger desto mehr an. Natürlich gibt es die unvergesslichen Höhepunkte und Schlüsselmomente in unserem Leben. Aber sie werden im Vergleich zu den unauffälligen, stetigen Ereignissen im Leben massiv überbewertet. Dass wir Letztere im Nu vergessen, heisst noch lange nicht, dass sie uns nicht prägen.

Drum sitze ich gelassen und aufmerksam im Gottesdienst, höre den Gedanken einer (hoffentlich guten) Predigt zu und verknüpfe sie mit meinen – im Wissen darum, dass gerade Wichtiges geschieht, auch wenn ich es bald wieder vergessen haben werde. Ein guter Freund sagte mir einst: «Ich habe keine Ahnung mehr, was es gestern zum Mittagessen gab. Genährt hat es mich trotzdem.» Amen dazu!