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19 Okt 2023

Von profitablen Predigten

Was tun, wenn man einer Predigt zuhört, mit der man so gar nichts anfangen kann? Eine echt-jetzt?-Kolumne

«Von dieser Predigt heute Morgen konnte ich nicht profitieren.» «Echt jetzt?!», denke ich empört, als ich diesen Satz beim Chilekafi höre. Ja klar; unsere Gesellschaft ist immer bestrebt, einen Nutzen aus allem zu ziehen oder einen Vorteil für sich persönlich herauszuschlagen. Aber darf ich diese Einstellung im Gottesdienst haben? Habe ich das Recht auf eine gewinnbringende Predigt?

Ehrlicherweise sass ich auch schon in Gottesdiensten, bei deren Botschaft sich mir die Nackenhaare sträubten. Ich erinnere mich an eine, bei der es besonders schlimm war und die ich sofort als unbrauchbaren Müll abtat, bis mir meine 15-jährige Tochter begeistert erklärte, was sie für ihr Leben mitnahm. Und es war nicht gerade wenig! Das liess mich demütig erkennen: Gott redet auch durch «Müll-Predigten» und meine Wenigkeit ist nicht der Massstab aller Dinge.

Deshalb nein; ich kann nicht erwarten, immer von einer Predigt profitieren zu können. Nur weil ich den Zehnten zahle, heisst das nicht, dass ich Anspruch auf einen gewinnbringenden Gottesdienst habe. Meine Aufgabe als Gottesdienstbesucher ist es vielmehr, Gottes Gegenwart und Wirken zu suchen. Wenn es für mich nicht in der Predigt ist, dann finde ich sein Wirken an einem anderen Ort: im Lobpreis oder in einem gemeinsamen Gebet. In der Tatsache, dass so viele verschiedene Menschen zusammenkommen, oder in einem Gespräch. Wenn wir also mal wieder das Gefühl haben, nicht profitiert zu haben, dann bleibt nur eine Frage: Echt jetzt?!